Erste Schritte im Kampf gegen Diabetes TYP2
Fortsetzung von Schritt 3: Informieren
Im vorherigen Artikel habe ich erwähnt dass es mir nach der ersten Tagen des Zuckerentzugs psychisch besser ging und ich beschlossen habe mir ein Buch über Diabetes zuzulegen und dieses aufmerksam zu lesen. Gesagt, getan! Nach einer ausführlichen Recherche habe ich mich für das Buch „Fit wie ein Diabetiker – essen, messen, laufen“ von Hans Lauber * entschieden. Warum genau dieses Buch? Mir hat die Tatsache gefallen dass der Autor selbst unter Diabetes TYP2 leidet und durch ausprobieren und Selbstversuchen die klassische Schulmedizin widerlegen konnte. Indem er Nahrungsmittel seiner Wahl zu sich nahm, anschliessend seinen Blutzuckerwert gemessen hatte und anhand der gemessenen Werte ein Laufprogramm entwickelte, konnte er seinen Blutzucker immer im Rahmen halten. Egal was er as. Und das alles ohne Mettformin einzunehmen oder Insulin spritzen zu müssen. Diese Ergebnisse hatten mich so fasziniert, dass ich diese Tipps selbst ausprobierte.
In Biologie nicht aufgepasst?
Eigentlich hätte ich ja auch selbst drauf kommen können. Es gibt eine ganz einfache und logische Erklärung dafür warum nach körperlichen Aktivitäten unser Blutzuckerspiegel drastisch sinkt. Zucker wird vom Köper in Energie umgewandelt. Wenn man nun diese Energie gleich wieder verbraucht, verbleibt sie nicht im Körper. Und siehe da. Es funktioniert. Isst man als Diabetiker beispielsweise einen schönen saftigen Burger, komplett mit Weizenbrötchen, Ketchup, frittierten Onionrings und Pommes, wird der Blutzuckerspiegel innerhalb kürzester Zeit dramatisch ansteigen. Wenn man nun danach einfach nur auf dem Sofa sitzen bleibt, wird es mehrere Stunden dauern bis der Blutzuckerspiegel wieder auf einen vernünftigen Wert abfällt. Geht man jedoch nach dem Burger direkt eine Runde laufen wird der Blutzuckerspiegel wesentlich schneller sinken.
Schritt 4: Bewegung
Ich habe das persönlich ausprobiert und lebe nun dauerhaft danach. Je mehr Kohlenhydrate und/oder Zucker meine Mahlzeit enthält, um so länger und/oder intensiver fällt mein Spaziergang nach dem Essen aus. Wenn ich von einem „intensiven Spaziergang“ spreche, dann meine ich damit, dass ich etwas schneller laufe und/oder größere Schritte mache. Ahnlich wie das marschieren, wie man es zu meiner Zeit bei der Bundeswehr gelernt hat. Auch versuche ich Routen mit Höhenunterschieden zu wählen. Bergauf strengt man sich mehr an und verbrennt somit auch mehr Energie und damit auch Blutzucker. Es muss aber nicht unbedingt das Laufen sein. Mit einem nur 15 minütigen Kurzhanteltraining habe ich es geschafft meinen Zuckerwert von über 170 auf 112 zu senken. Also würde sich auch ein Besuch im Fitness-Studio nach dem Essen durchaus lohnen. Auch Gymnastik oder Schwimmen senken den Blutzucker. Eben jede Art von Bewegung oder Anstrengung.
Es gilt die einfache Formel:
Je anstrengender die Übung, um so weniger Zucker bleibt im Blut.
Schritt 5: Das Gleichgewicht finden
Gerade in den ersten Tagen nach der Diagnose macht man sich Gedanken wie man die neue Lebenssituation mit dem Job und dem Alltag unter einen Hut bekommen soll. Das scheint anfangs unmöglich zu funktionieren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: „Es funktioniert ganz gut“. Wer den Einstieg in ein neues Leben etwas einfacher gestalten möchten, der informiert so viele Menschen in seinem Umfeld wie möglich über die neue Situation. So läuft man nicht so oft Gefahr, sich zu einer „Ausnahme“ überreden zu lassen. Anfangs hörte ich oft den Spruch „Eins kannst du dir schon mal erlauben“. Wenn ich mir jedes mal das eine Stückchen Kuchen, das eine Eis oder die eine Cola „erlaubt“ hätte, wäre ich sicher bald wieder in mein altes Muster zurück gefallen. Ich antworte dann gerne mal: „Das Zeug hat mich krank gemacht, warum sollte ich das essen?“ Manchmal überlegt es sich derjenige dann selbst ob er das Stück Kuchen überhaupt essen soll und legt es wieder beiseite 🙂 Wenn das Umfeld weis wie man eingestellt ist, werden solche Angebote mit der Zeit immer seltener und man wird gar nicht erst in Versuchung gebracht eine „Ausnahme“ zu machen.
Regelmäßige Nahrungsaufnahme
Auch was die Pausenzeiten im Berufsleben angeht, kann man sich die eine oder andere Standpauke vom Cheff ersparen, wenn man aktiv auf ihn zu geht und ihn über die Nötigkeit der regelmäßigen Nahrungsaufnahme aufklärt. Sollten die Arbeitszeiten so ungünstig liegen dass man zwei Pausen benötigt, so können Absprachen mit dem Vorgesetzten getroffen werden, welche es ermöglichen zum Beispiel die große Mittagspause in zwei kleinere aufzuteilen, oder eine zweite Pause einzulegen und die Zeit nach dem regulären Feierabend nachzuholen.
Keine Scham zeigen
Ich messe an einem Tag in der Woche meinen Blutzucker jeweils vor und nach einer Mahlzeit und erstelle so ein Tagesprofil. Meinen „Messtag“ habe ich absichtlich auf einen Wochentag gelegt. Das bedeutet dass ich mindestens drei oder vier Messungen während der Arbeitszeit machen muss. Diese mache ich direkt an meinem Schreibtisch, und zwar so dass jeder es sehen kann. So locke ich den Kollegen die eine oder andere Frage heraus und ich kann Ihnen von meiner Krankheit berichten ohne mich selbst aufzudrängen. Ich schäme mich nicht für meine Krankheit. Jeder soll wissen wie es mir geht und wie ich mit der Situation umgehe.
Positive Nebeneffekte von Diabetes TYP2
Während ich meinen Langzeitblutzuckerspiegel in den ersten drei Monaten, einfach nur durch meine Ernährungsumstellung und etwas mehr Bewegung von 10,1 auf 6,5 gesenkt hatte, verlor ich dadurch auch nebenbei meine ersten 7 Kilo an Körpergewicht. Lange Zeit war ich der Meinung dass ich mich täglich, durch das hin und herlaufen im Büro, ausreichend bewege. Der Schrittzähler meiner Smartphone-App war standartmäßig auf 6000 Schritte täglich eingestellt. Anfangs ging ich davon aus dass diese 6000 Schritte täglich ausreichend wären. Die Weltgesundheitsorganistion WHO empfiehlt jedoch mindestens 10000 Schritte täglich. Um diese 10000 Schritte täglich zu erreichen habe ich den Fahrstuhl durch die Treppe ersetzt. Da sich unser Büro damals im 3. OG befand und ich im Parkhaus meistens im 4. oder 5. Parkdeck parkte kam ich fast an die 10000 Schritte heran. Inzwischen kann ich einen Gewichtsverlust von über 15 Kilo verzeichnen, mein Blutzucker ist auf 5,7% gesunken und meine 38er Hosen werden langsam auch schon zu weit. Ich habe viel mehr Schwung und Energie, und das obwohl ich jetzt kleinere Portionen esse als noch vor einem Jahr. Ach, und Heißhunger kenne ich nicht mehr. Auch kein Völlegefühl oder Sodbrennen.
Pausen sinnvoll nutzen
Mir fehlten nur noch ein paar hundert Schritte zu meinem täglichen Ziel von 10000 Schritten. Auch wenn ich mein „Pausenbrot“ von zuhause mitgebracht hatte, habe ich angefangen meine Arbeitskollegen beim täglichen Einkauf im Supermarkt zu begleiten. Manchmal habe ich mir dann doch ein paar Paprikaschoten, Tomaten oder hartgekochte Eier mitgenommen, um meinen tägliche Mahlzeit etwas aufzupeppen. Auch die eine oder andere Portion Himbeeren, Brombeeren oder Blaubeeren fand den Weg in mein Büro. Der Vorteil daran war dass ich diese während der Arbeit nebenbei essen konnte ohne meine kostbare Pausenzeit zu verschwenden. Beeren sind übrigens ein natürlicher Zuckersenker da sie über wenig eignenen Fruchtzucker verfügen und nur durch die Verdauung der Körper mehr Zucker verbrennt als der Verzehr der Beeren einbringt.
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