Einstellung

Mit der richtigen Lebenseinstellung tut man sich leichter.

Auch wenn der erste Schock noch tief sitzt, solltest du dir eines klar machen. Die Diagnose Diabetes-TYP2 ist nicht das Ende der Welt. Im Gegenteil, mein Leben hat sich durch die Diabetes-Diagnose sogar noch um einiges verbessert. Sicher wirst du in deinem Leben das ein oder andere ändern müssen. Als es bei mir soweit war hatte ich genau drei Optionen.

  1. Ich konnte die Krankheit ignorieren, mein altes Leben wie bisher weiterführen und damit riskieren an Folgekrankheiten zu erkranken, die mich den Rest meines Lebens an medizinsche Geräte binden (Dialyse bei Nierenschäden) oder mir ein großes Stück an Lebensqualität rauben würden (Fußamputation wegen Gefäßerkrankungen) und ich den Rest meines Lebens im Rollstuhl verbringen müsste.
  2. Ohne mich über Alternativen aufklären zu lassen, damit anfangen, den Rest meines Lebens Insulin zu spritzen, BE und Insulineinheiten berechnen.
  3. Meine Lebenseinstellung etwas abzuändern und dafür keine weiteren Einschränkungen meiner Lebensqualität in Kauf nehmen zu müssen.

Nach dem ich diese drei Optionen kannte, war eines für mich klar. Ich wollte weder weitere Krankheiten, noch wollte ich damit Anfangen täglich Insulin zu spritzen. Alleine die Tatsache jeden Tag mehrfach messen zu müssen und Insulineinheiten auszurechnen, wäre für mich eine größere Anstrengung als mein Leben einmal etwas umzustellen und dann nahezu Sorgenfrei weiterleben zu können.

Mit meiner Wahl lag ich für mich goldrichtig.

Folgende Dinge haben sich dadurch für mich positiv verändert:

  1. Meinen Langzeit-Blutzucker konnte ich nach nur sechs Monaten wieder in den Normalbereich bringen, ohne irgendwelche Medikamente nutzen zu müssen
  2. Ich muss nur noch an einem Tag in der Woche, vor und nach jeder Mahlzeit Kontrollmessungen machen und diese dokumentieren
  3. Ich darf wieder alles essen und trinken was ich möchte (natürlich in vernünftigen Mengen)
  4. Ich habe bisher ca. 15 Kilogramm abgenommen und fühle mich wieder fit und munter.

Alte Lebensweisen überdenken

In unserer Familie gibt es noch eine Person mit Diabetes TYP2. Diese Person leidet schon seit einigen Jahren unter der Krankheit. Immer wenn wir sie besuchen stellt sie mir die Frage wie es denn meinem Diabetes geht. Wenn ich dann antworte „Super, alle Werte sind wieder im Normbereich“, dann sehe ich ein kleines Bisschen Enttäuschung in ihrem Gesicht. Nicht weil sie mir meinen Erfolg nicht gönnt, sondern vielmehr wegen der Tatsache dass sie auch kein Insulin spritzen müsste wenn sie einfach, für eine gewisse Zeit auf das tägliche Stück Kuchen, den Eiskaffe aus der Kühltruhe im Supermarkt (enthält extrem viel Zucker) und auf die häufigen Besuche in der Eisdiele verzichten könnte. Immer wenn sie mir ein Stück Kuchen oder ähnliches anbietet, lehne ich dankend ab. Dann wird sie wütend und sagt „Das eine Stückchen Kuchen macht doch nichts“. Damit hätte sie sogar recht, wenn es nicht jeden Tag eins gäbe. Ich antworte dann immer eiskalt „Das Zeug hat mich krank gemacht, warum sollte ich das essen“? Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Auch bei mir gibt es ab und zu mal Kuchen. Aber eben keines dieser großen Stücke, sondern nur ein kleines. So schadet es mir nicht allzusehr und ich stopfe es mir nicht mehr, so wie früher, gierig in den Mund, sondern geniesse es. Ich brauche auch keine drei oder vier Kugeln Eis. Mir reichen jetzt maximal zwei Kugeln. Und die gibts auch nur alle zwei bis drei Monate. Eis aus dem Supermarkt habe ich komplett aus meinem Leben gestrichen (das ist mir zu süß und schmeckt nicht wirklich gut). Durch meinen anfänglich durchgezogenen Zuckerentzug empfinde ich jetzt viele Süßigkeiten und Leckereien als viel zu süß. Ich könnte gar nicht mehr davon essen weil es mir gar nicht mehr richtig schmeckt. Das führt dazu, dass ich mir wirklich gut überlege welche Leckerei ich mir gönnen möchte. Auch wenn solche Dinge villeicht etwas teuerer sind als die Sachen aus dem Supermarkt, so spare ich dadurch sogar noch Geld, weil ich es nicht jeden Tag brauche.

Wie ich es geschafft habe den Zuckerentzug durchzustehen.

Die Diagnose Diabetes TYP2 legte in meinem Gehirn einen Schalter um. Davor glaubte ich in Stresssituationen „etwas süßes“ zu brauchen. Die sogenannte „Nervennahrung“ hat damals auch wirklich funktioniert. Aber nur weil ich daran glaubte. In Wirklichkeit fielen mir viele Dinge schwerer als heute. Um dass wieder auszugleichen habe ich mich mit Süßigkeiten belohnt. Die Süßigkeiten bewirkten aber nur dass ich faul, träge und fett geworden bin. Heute fallen mir viele alltägliche Dinge wesentlich leichter. So muss ich mich nicht mehr so sehr anstrengen und bin damit Abends nicht mehr so kaputt und erschöpft, sondern habe sogar noch Lust darauf spazieren zu gehen oder andere Dinge zu unternehmen. Das war vor der Diagnose Diabetes TYP2 nicht auszudenken.

Heute sehe ich Zucker als etwas böses an. Immer wenn ich auf einer Lebensmittelpackung einen für mich zu hohen Zuckergehalt ausfindig mache, habe ich das Bild von einem Stück Würfelzucker mit zwei Hörnern und einem Dreizack im Kopf. Sehe ich dieses Bild stelle ich das Lebensmittel sofort wieder ins Regal. Dann überlege ich mir wie eine Alternative aussehen könnte und suche mir Rezepte im Internet (z.B. bei Chefkoch.de) um dieses Lebensmittel aus frischen Zutaten nachzukochen. Natürlich ersetze ich den Zucker durch Süßstoff. Allerdings nehme ich auch hiervon nur kleine Mengen da ich es ja nicht mehr so süß mag.

Muss ich auf jeglichen Zucker  verzichten?

Nein. Denn dann dürften Sie so ziemlich gar nichts mehr zu sich nehmen. Während meines Zuckerentzugs habe ich lediglich versucht nicht über die von der Weltgesundheitsorganistion (WHO) empfohlenen 25 Gramm Zucker täglich zu kommen. Das war am Anfang zwar etwas mühselig zum rechnen, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Heute überschlage ich die Zuckermenge nur noch grob im Kopf. Dabei kann es vorkommen dass ich mal um ein paar Gramm drunter oder drüber liege. Aber das macht jetzt nichts mehr aus da sich mein Langzeitwert wieder normalisiert hat und somit ein kleiner Ausrutscher nicht mehr zu übermäßigen Spitzen führt. Wenn ich mir nicht sicher bin ob eine Mahlzeit villeicht zu viel Zucker oder Kohlenhydrate enthielt, so messe ich einfach ca. 1 Stunde nach dem Essen und weis so, wie mein Körper auf die Mahlzeit reagiert. Wenn der Wert dann doch übermäßig hoch sein sollte, ziehe ich mir sofort meine Schuhe an und gehe spazieren. Danach messe ich noch einmal zur Kontrolle. Meist ist dann der Zuckerwert auch wieder im Normalbereich.

Schlechte Gewohnheiten ablegen.

Viele Menschen legen teilweise sehr skurrile Gewohnheiten an den Tag. Denken Sie einmal darüber nach welche Gewohnheiten Sie haben und warum es überhaupt zu einer Gewohnheit geworden ist. Verhaltensweisen die dem Menschen vermeintlich gut tun, werden schnell zur Gewohnheit. Wenn mir etwas Spass macht, mache ich es immer wieder. Macht es keinen Spass mehr, mache ich es anfangs zuhnehmend seltener und schliesslich lasse ich es ganz weg. Manchmal glaubt man aber nur dass etwas gut tut weil es alle anderen auch tun oder weil andere das sagen. Wir machen es dann ein, zwei, dreimal und schon wird es zur Gewohnheit. Wie zum Beispiel das rauchen. Die meisten Raucher haben, unbewusst, einen nahezu perfekten Zeitplan. Zum Beispiel nach dem Aufstehen bei der ersten Tasse Kaffe, noch schnell eine vor Arbeitsbeginn, die nächste in der Mittagspause, eine am Nachmittag, dann zum Feierabend, eine nach dem Abendessen und eine vorm zu Bett gehen. Genau so ist es mit der Nachspeise, viele Menschen empfinden eine Mahlzeit erst dann als komplett wenn sie im Anschluss an die Mahlzeit eine Nachspeise bekommen. Gibt es die Nachspeise aus irgendwelchen Gründen nicht, so fehlt etwas und das Gefühl, ausreichend gespeist zu haben, ist irgendwie nicht ganz komplett. Was viele nicht wissen: Etwas süßes nach der Mahlzeit ist für den Körper purer Stress. Durch die Mahlzeit bekommt der Körper eh schon Kohlehydrate und Zucker zugeführt, durch die süße Nachspeise wird der Blutzuckerwert kurzzeitig dermaßen in die Höhe getrieben dass leicht eine Überzuckerung (Hyperglykämie) eintreten kann. Der Körper produziert dann mehr Insulin, was die Bauchspeicheldrüse übermäßig fodert. Kommt das zu häufig vor lässt die Leistung der Bauchspeicheldrüse nach und Diabetes lässt grüßen. Lässt man die Nachspeise mehrere Tage hintereinander weg, so wird sie einem nach kurzer Zeit nicht mehr fehlen, weil sie kein fester Bestandteil einer vollkommenen Mahlzeit mehr ist. Sie ist ab diesem Zeitpunkt ein Sahnehäubchen das es nur noch ab und zu einmal gibt.

Neue Gewohnheiten aneignen

Um in Ihr neues Leben mit Diabetes TYP2 problemlos starten zu können, sollten Sie sich neue Gewohnheiten aneignen. Statt in Selbstmittleid zu zerfliessen, könnten Sie sich beispielsweise angewöhnen, neue Herausforderungen in Ihrem Leben zu analysieren und und Alternativen zu finden.

Meine ersten Alternativen waren:

  1. Süßstoff statt Zucker
  2. Statt passierten Tomaten zu verwenden (enthalten ca. 5g Zucker pro 100g) mixe ich meine Tomaten selbst
  3. Soya-Milch ungesüsst (0g Zucker pro 100ml) statt normaler Milch (5g Zucker pro 100ml)
  4. Zuckerreduziertes Ketchup * (5g Zucker pro 100g) statt herkömmlichen Ketchup (mehr als 20g Zucker pro 100g)
  5. Zuckfreie Limonade (Coke Zero, Limit Zero usw.)
  6. Saftschorlen statt pure Säfte
  7. Hochwertige Grillsaucen statt Billigware (beinhalten zwar genau so viel Zucker, durch den intensiven Geschmack benötigt man aber viel weniger davon)
  8. Zum panieren verwende ich jetzt Dinkelmehl und/oder Dinkelflocken (weniger Kohlenhydrate als Weizenmehl und Paniermehl)
  9. Mehrkornbrot (ca. 40g Kohlenhydrate pro 100g) satt Weisbrot oder Brötchen (ca. 70g Kohlenhydrate pro 100g)
  10. Schokolade mit hohem Kakaoanteil (mindestes 80%)

Das waren nur 10 Alternativen die ich innerhalb der ersten Woche für mich endeckt habe. Inzwischen sind noch viele weitere hinzugekommen und ich vermisse die „Vorgänger“ in keinster Weise. Im Gegenteil, seit ich meine Alternativen nutze geht es mir wesentlich besser und möchte das alte Zeug nicht mehr in meinem Leben haben.