Coronavirus
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Wie das Coronavirus meinen Blutzucker beeinflusst

Mit einem Mal ist alles anders

Als Diabetiker ist es enorm wichtig klare Strukturen und Tagesabläufe zu haben. In der Zeit nach der Diagnose lernt der Patient nach und nach wie man sein Leben mit Diabetes gestalten kann um mit der Krankheit gut leben zu können. Äussere Einflüsse können diese erlernten Fähigkeiten und Abläufe stören. Der Patient muss dann versuchen diese Störungen zu umschiffen in dem er nach Alternativen sucht die im ermöglichen trotz der vorhandenen Störung an sein Ziel zu gelangen. Sozusagen ein Workaround entwickeln. Das gilt auch und vor allem in der aktuellen Situation um das Coronavirus.

Coronavirus vs. Diabetes

Oft liest man dass Diabetiker zur Risikogruppe zählen die durch das Coronavirus besonders gefährdet sind. Ich persönlich glaube dass das nur der Fall ist wenn der Blutzucker nicht richtig eingestellt ist und bereits eventuelle Folgererkrankunge aufgetreten sind.

Immer das Ziel vor Augen halten

Ich habe keine Angst vor dem Coronavirus. Viel mehr Angst habe ich davor durch die Folgen des Coronavirus mein Ziel nicht weiter verfolgen zu können.

Mein Ziel ist es nach wie vor meinen HbA1c-Wert ohne die Einnahme von Medikamenten oder dem spritzen von Insulin im Normbereich zu halten. Bis jetzt hat das mit Hilfe der richtigen Ernährung und ausreichend Bewegung immer gut geklappt.

Doch wie sieht es in Zeiten des Coronavirus und Ausgangsbeschränkungen aus? In Zeiten in denen Sportstätten geschlossen bleiben müssen und sportliche Veranstaltungen fast weltweit verboten sind?

Harte Zeiten erfordern harte Maßnahmen

Heute vor einer Woche hat Ministerpräsident Markus Söder eine Ausgangsbeschränkung für den Freistaat Bayern ausgesprochen (was ich übrigens für sehr vernünftig halte). Zum ersten mal wird das Coronavirus für mich greifbar. Bisher kannte ich es nur aus den Medien. Doch jetzt bin ich (indirekt) selbst davon betroffen.

Denn: Zu der besagten Ausgangsbeschränkung zählte u.a. auch die Schließung von Fitnessstudios. Was das (und weiteres) für mich und meinen Diabetes bedeutet, will ich euch in diesem Beitrag erzählen.

Zeit für mich die vergangene Woche als Diabetiker zu reflektieren. 

Als die Welt noch in Ordnung war

Nachdem die Reha-Nachsorge im Januar endete, hatte ich den Entschluss gefasst mich in einem Fitnessstudio anzumelden um in Zukunft noch intensiver am Aufbau meiner Muskelmasse zu arbeiten. Außerdem muss ich noch ein Bisschen abspecken um meiner Insulinresistenz entgegenzuwirken. Gesagt, getan. Nach einem Probetraining in einem Ortsansässigen Fitnessstudio in der Nachbarschaft, habe ich dann den Vertrag unterschrieben.

Ab diesem Zeitpunkt hatte ich eine neue Lieblingsbeschäftigung und einen neuen Ort der Entspannung für mich entdeckt. Drei bis vier mal ging ich pro Woche dorthin um mich auszupowern und abzuschalten. Das Drehkreuz am Eingang war für mich das Tor in eine andere Welt. Es lief eine andere Musik als die die wir jeden Tag im Radio hörten. So viele neue Gesichter die ich bisher in der Nachbarschaft noch nie gesehen habe. Aber auch ein paar alte Bekannte von denen ich gar nicht wusste dass sie inzwischen auch in meiner Nachbarschaft wohnen habe ich dort schon getroffen. Alles in allem war das Fitnessstudio für mich ein Zufluchtsort geworden in den ich mich zurückziehen konnte wenn mir der Alltag zu viel wurde.

Die kontinuierliche, sportliche Betätigung wirkte sich auch positiv auf meinen HbA1c-Wert aus. Mit 4,3 % hatte ich im Februar einen neuen Bestwert erzielt. Auf der Waage hat sich zwar wenig getan, aber ich merkte dass ich immer mehr Kraft entwickelte und mich wieder ein Stück besser fühlte. Muskeln sind nun mal schwerer als Fett.

Auf einmal war es da

Doch dann kam das Coronavirus um die Ecke und brachte mein neues Leben wieder völlig durcheinander. Durch die flächendeckende Schließung von Sporteinrichtungen waren auch Fitnessstudios gezwungen die Türen zuzusperren. Mein neuer geliebter Zufluchtsort war mit einem mal wieder weg. Schnell kamen Fragen auf wie man das bisher erreichte aufrecht erhalten kann. Zuhause habe ich nicht die selben Möglichkeiten zu trainieren. Natürlich gibt es Im Internet jede Menge Fitnessvideos die einem unzählige Übungen zeigen. Mir persönlich fehlt aber die Atmosphäre eines Fitnessstudios um mich wohl zu fühlen. Was nun?

Da man durchaus noch spazieren gehen darf konnte ich auf meinen Notfallplan zurückgreifen und mich wie früher wieder vermehrt draußen zu Fuß fortbewegen. Das tut zwar auch gut, aber für mich ist es nicht das selbe wie eine intensive Trainingseinheit im Studio. Naja, jetzt heißt es einfach “DURCHHALTEN”. Auch die Coronakrise geht irgendwann mal vorbei.

Die spinnen, die deutschen!

Während sich ganz Deutschland darauf konzentrierte sämtliche Vorräte an Klopapier aufzukaufen und zu horten als wenn es kein morgen gäbe, war meine größte Sorge, dass die Lebensmittel die ich für meine Low-Carb-Ernährung dringend brauche knapp werden könnten. Zu meiner Verwunderung waren allerdings genau die Lebensmittel vergriffen die ich sowieso seit nun etwas über zwei Jahren gänzlich meide. Toastbrot, Brötchen, Süße Backwaren, Fertiggerichte und Konserven. Die Leute die das Zeug gerade in Massen nach hause karren werden voraussichtlich nicht an Covid-19 sterben, sondern an Mangelernährung 🙂

Von Einzellern…

Lediglich ein Produkt das ich gebraucht hätte war auch tatsächlich vergriffen.Trockenhefe. Bisher hatte ich mich nie mit diesem einzelligen Pilz (wie Wikipedia das Treibmittel liebevoll nennt) befasst. Doch nun war der Tag gekommen an dem wir uns begegnen sollten. Eines meiner Low-Carb Kochbücher flüsterte mir zu dass ich unbedingt mal die Brownies ausprobieren müsse. Alle anderen Zutaten wie Haselnüsse, Mandeln, und Eier gab es im Überfluss. Ich dachte nicht dass es eine Odyssee braucht um an eine kleine Packung Trockenhefe zu kommen.

…und großen Löchern

Da wir in einer Gegend wohnen in der es von Supermärkten und Discounter nur so wimmelt machte ich mich mal “kurz” auf den Weg zu Aldi um “schnell” eine Packung Trockenhefe zu besorgen. Ausverkauft. Gut, dachte ich, ab zu Edeka. Im Regal war eigentlich alles gut befüllt. Nur an einer Stelle klaffte ein tiefes Loch. Nämlich genau da wo sonst die Trockenhefe steht. Ich dachte mir das gibt´s doch nicht. Ich brauch doch nur eine Packung (wir sprechen hier von 7-10 Gramm). Ich will auch ganz bestimmt nicht Hamstern. Ich versprech´s. Als ich auch bei Lidl und Netto statt Trockenhefe nur klaffende Löcher vorfand, fiel mir ein dass ein namhafter Großhändler in seinem letzten Newsletter mit den Worten “Wir haben immer alles vorrätig” vollmundig warb. Also nichts wie hin. Und nun ratet mal. Auch der Großhändler hatte ein Loch in seinem Regal. Nur etwas größer. Ist ja auch ein Großhändler. Dann wurde mir langsam klar warum ausgerechnet Trockenhefe überall ausverkauft war. Wenn der Supermarkt kein Brot mehr hat, dann muss es der Kunde eben selbst Backen. Und dazu braucht man nun mal Hefe. Villeicht hätte ich vorher diesen Artikel auf T-Online lesen sollen. Am Ende habe ich die Brownies dann mit Backpulver gebacken. Die wurden allerdings nicht ganz so fluffig aber trotzdem lecker. Einen riesigen Vorteil hatte die Aktion aber doch noch. Knapp über 22000 Schritte auf meinem Schrittzähler an diesem Tag.

#Wirbleibenzuhause

Da ich in einem Systemrelevanten Betrieb arbeite und wir dafür sorgen müssen dass die digitale Infrastruktur störungsfrei weiterläuft, sitze ich nach wie vor viel Im Büro. Aufgrund der aktuellen Ausgangsbeschränkungen fallen jetzt oft unsere kleinen Spaziergänge zwischen Frühstück und Mittagessen mit den Kollegen aus. Das wirkt sich natürlich auch auf meinen Blutzucker aus. Die Messungen vor dem Mittagessen liegen meist um ca.15-20 mg/dl höher als üblich. Auch an Tagen im Homeoffice ist an Bewegung während der Arbeitszeit nicht zu denken. Erst nach Feierabend und dem Abendessen habe ich ein wenig Luft um mal ne Runde um den Block zu schlendern. Dann sind auch die Werte wie immer. Da ich an meiner Ernährung ansonsten nichts geändert habe, ordne ich den Anstieg am Mittag eindeutig der fehlenden Bewegung zu.

Bevorraten ja, hamstern nein

Auch mein Einkaufsverhalten hat sich in Zeiten des Coronavirus ein wenig geändert. Um einer Ansteckung vorzubeugen gehe ich nicht mehr täglich einkaufen sondern nur noch 2-3 mal die Woche. Auch gehen wir nicht mehr so oft zu zweit einkaufen. Nix mehr mit spontaner Entscheidung was heute auf den Tisch kommt. Jetzt müssen wir unsere Mahlzeiten genau im voraus planen. Auch das wirkt sich auf die Bewegung aus, da wir fast ausschließlich zu Fuß einkaufen gehen. Auf eine drohende Quarantäne haben wir uns in Form von Tiefkühlgemüse, Tiefkühlfrüchte, Haferflocken und Fleisch vorbereitet. Ist zwar nicht das gelbe vom Ei aber besser als Fertigfutter aus der Mikrowelle. Der Vorrat wird aber erst angepackt wenn der Quarantänefall eintritt oder der ganze Corona-Spuk vorbei ist. Wir haben uns übrigens keinen zusätzlichen Gefrierschrank zugelegt. Einer muss reichen.

Fazit:

Solange es keine Engpässe bei Obst, Gemüse, Wurst, Fleisch, Eier und Käse gibt komme ich auch mit Coronavirus gut über die Runden. Gut das Vollkorn- und Eiweißbrot bei der breiten Masse noch nicht so richtig beliebt sind. Bleibt mehr für mich 🙂

Man(n) kann zwar auch zuhause gut Sport machen, doch das ist nicht so meine Welt. Ich möchte mein Workout nicht in der nähe von Sofas und meinem Fernseher abhalten. Diese Umgebung ist für die Zeit nach dem Sport gedacht. Im Schlafzimmer ist zu wenig Platz und das Büro ist zum Arbeiten da. Ich brauche die Atmosphäre, die vielen Fitnessgeräte und die gleichgesinnten Menschen um mich herum, um mich beim Sport wohl zu fühlen. Im Fitnessstudio vergesse ich die Zeit kann auch mental abschalten. Das fehlt mir schon sehr. Jetzt heisst es eben so lange es geht, raus an die frische Luft und spazieren gehen.

Mit dem Backen werde ich warten bis sich die Lage wieder entspannt hat und eine Packung Hefe keine 20,00 Euro mehr kostet.

In diesem Sinne: Bleibt bitte gesund und denkt daran #wirbleibenzuhause #händewaschen

P.S. Ich frage mich warum plötzlich alle Hamster kaufen wollen *-)

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